Langsam. Dunkel. Tief. Die Band Bohren und der Club of Gore spendet mit vertonter Trostlosigkeit Trost. Vor 25 Jahren hat die Bandgeschichte in Mühlheim an der Ruhr mit härtestem Metal begonnen, dann der stilistische Spagat zum minimalistischen Zeitlupen-Jazz. Langsamer als der Herzschlag, dunkel und mystisch wie eine wolkenverhangene Vollmondnacht, tief wie die Abgründe menschlicher Psychen. Der Soundtrack fürs Wachkoma. Vereinzeltes, massives Bassgewummer, dezente Rhodes-Anschläge, diskretes Snaregebese und bluesige Saxophon-Melodien tröpfeln wie edler Spiritus in die Gehörgänge, entspannen Körper und entschlacken Herzen. Unheimlich, aber anziehend, quälend und doch zärtlich. Mit unmenschlicher Geduld, Präzision, letzter Konsequenz und Ehrfurcht vor dem einzelnen Ton erhellen die Dunkelmänner von Bohren und der Club of Gore die finsteren Orte des (Unter-) Bewusstseins.
CHRISTOPH CLÖSER: Saxophones, Fender Rhodes, Piano, Vibraphone, Drums
MORTEN GASS: Organ, Mellotron, Piano, Baritone Guitar, Drums
ROBIN RODENBERG: Double Bass, Drums
In Helge Schneiders neuem Film „00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse“ gibt es Szenen, in denen spielt Schneider in Echtzeit Zeitlupe. Diese Idee ist gar nicht so weit von Bohren & Der Club of Gore entfernt.
20 Jahre nach „Gore Motel“ und immerhin fünf Jahre nach „Dolores“ veröffentlicht das eigensinnige Quartett ein Album mit dem recht schlüpfrigen Titel „Piano Nights“, dessen Sound nur noch von ferne an die ideale Schnittmenge aus „Midnight Radio“ und „Sunset Mission“ denken lässt und stattdessen den Albumtitel mustergültig und voller Respekt vor dem Song einlöst. Im unverkennbaren Bohren-Style!
Doch reden wir jetzt nicht über BPM oder Doom Metal in Moll! Reden wir doch lieber über das Klavier, das hier zu hören ist! Nein, es ist kein Flügel, sondern »nur« ein sehr gutes Yamaha-Klavier. Machen sie die Probe aufs Exempel, legen sie „Piano Nights“ auf oder ein und gehen sie ins Nebenzimmer oder, sofern möglich, in ein anderes Stockwerk! Trotz Vibraphon, Mellotron, Orgel, Saxophonen, Bass, Schlagzeug und Geisterchören werden sie dann vor allem eines hören: das Klavier. Ein Flügel hätte zu edel und auch zu powerful geklungen.
Die Idee zu „Piano Music“ entstand vor einem Bohren-Konzert in Moskau, als Christoph Clöser einige Bohren-Stücke „mehr so aus Langeweile“ (Clöser) auf einem Flügel spielte. So ein Flügel hat ja, zumal in der Tiefe, eine enorme Power, aber ein Klavier ist doch vieldeutiger, nicht so pathetisch und – vor allem – nicht so ernst.
Thorsten Benning, Drums | Christoph Clöser, Saxophones, Fender Rhodes, Piano, Vibraphone | Morten Gass, Organ, Vocoder, 8-String Bass, Synthesizer, Mellotron | Robin Rodenberg Bass
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