Werkgespräch Florian Schmidt, Filmvorführung Robert Smithson, Spiral Jetty, 1970
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In-Dis-Appearance, Verschwinden und Erscheinen in der Gegenwartskunst, Florian Schmidt (Berlin) und Jananne Al-Ani (London).
Kuratiert von Heidi Brunnschweiler
Der Blick von weit oben, die verfremdende Aufsicht auf Städte und Landschaften hat insbesondere Künstler der Moderne inspiriert. Die Futuristen nutzten die dynamisierte Luftperspektive für ihre Aeropittura, eine an der Aviatik orientierten Stilrichtung. Die Sensation der Flugerfahrung prägte auch Kasimir Malewitschs Suprematismus. Die ersten Satellitenbilder in den 1960er-Jahren führten zur erneuten künstlerischen Beschäftigung mit der Vogelperspektive.
Das abstrahierende, die menschliche Figur zum Verschwinden bringende Verfahren der Luftaufzeichnung wurde seit dem 19. Jh. für Kriegsführung und koloniale Eroberung kontinuierlich entwickelt. Mit den unbemannten Drohnen wird diese Technik heute perfektioniert. Paul Virilio hat in diesem Zusammenhang von einer „Ästhetik des Verschwindens“ gesprochen, die Feinde zu anonymen Angriffspunkten reduziert. Auf die ethischen und rechtlichen Probleme dieser neuen Kriegsstrategie hat Grégory Chamayou in der Theorie der Drohne unlängst aufmerksam gemacht.
Die Ausstellung In-Dis-Appearance untersucht Abstraktion in diesem aktuellen Spannungsfeld und fragt, wie der menschliche Körper erneut eingebracht werden könnte. Von Robert Smithsons Auseinandersetzung mit der Luftperspektive inspiriert, setzt sich Florian Schmidt in der Malerei mit dem Ineinandergreifen von zwei- und dreidimensionaler Räumlichkeit auseinander.
Die grossformatigen Videoinstallationen Shadow Sites I und II von Jananne Al-Ani mit Luftaufnahmen vom Wüstengebiet im südlichen Jordanien geben die Landschaft als ästhetisch abstrakte Komposition zu sehen. Die vertikale Perspektive vermittelt so den trügerischen Eindruck von unbesiedeltem Terrain. Diese Bildstrategie wird seit kolonialer Zeit gezielt genutzt, um zweifelhafte Gebietsaneignungen zu legitimieren. Julie Jaffrennous Performance verdeutlicht, wie schwierig es ist, einen tatsächlich vorhandenen Körper im Raum zum Verschwinden zu bringen.
Ausstellung: Sa 19.9.–24.10.2015 Galerie I und II
Öffentliche Führungen: Do 01.10. u. Do 15.10. 2015, 19 Uhr, Galerie I
Werkgespräch Florian Schmidt, Filmvorführung Robert Smithson, Spiral Jetty, 1970, 30 min: Do 15.10. 2015, 20 Uhr, Kammertheater
Öffnungszeiten: Do/Fr 17–20 Uhr / Sa 14–20 Uhr / So 14–18 Uhr
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