Mit seiner Hilfe kann er die Sonne aufgehen lassen. Oder er schickt uns mit ihm in eine Kathedrale. Lässt den Flügel wahlweise matt, jauchzend, dreckig, verzerrt klingen. Es ist ein Datenhandschuh mit dem der Freiburger Jazzprofessor Ralf Schmid das Klavier-Spiel entgrenzt.
In seinem neuesten Projekt PYANOOK entfacht Schmid nicht nur ein Ballett zwischen zwei Flügeln sondern mit den speziell angefertigten Handschuhen kann er über Bewegung elektronische Sounds ansteuern und manipulieren, bewegt sich grenzenlos zwischen akustischer Klanggewinnung und elektronischer Klangmanipulation. An Zauberei erinnern diese Abläufe, in denen es um die Befreiung des alterwürdigen Klaviers geht, aber auch um Zusammenhänge von Sound und Bewegung, Mensch und Maschine.
Seit Jahren erforscht Ralf Schmid den Flügelklang, im Innern des Instruments oder in Tonvarianten à la John Cage und schickt diese Klänge in den Electro-Space. Er arbeitet wie ein Gitarrist mit Fußpedalen, mit Reglern und TouchPads auf dem Notenpult, aber immer muss er, um den Soundflow zu steuern, den Blick oder die Finger vom Spiel lösen. Die Datenhandschuhe der Londoner Entwicklergruppe mi.mu kommen ihm wie gerufen: vorne sind die Fingerkuppen ausgespart, er kann normal auf der Tastatur spielen. Wenn er dann auch nur einen Finger leicht abbiegt oder die Hand etwas kippt, sie in der Luft wie ein Pantomime bewegt, verändert er den Klang – in real time.
„Da stecken Klänge für Jahrzehnte drin!“ schwärmt Schmid, komponiert Repertoire für sein neues PYANOOK – Setting an zwei Flügeln und nimmt das Projekt am ZKM Karlsruhe auf. Dafür entwickelt er mit seinem Produzenten Michele Locatelli die Idee, dem Klang die Farbe hinzuzufügen. Sie holen den Licht-Designer, Video Artist und Bühnenkünstler Pietro Cardarelli mit ins Boot, der visuelle Komponenten kreiert, die sich um die Bewegungsabläufe des Pianisten legen wie eine Traumlandschaft.
Beim Jazzfestival 2017 kommt PYANOOK als Weltpremiere auf die Bühne.
(Ticket an der Abendkasse zzgl. 1 €)
PYANOOK
Ralf Schmid, piano & electronics
Pietro Cardarelli, visual art
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