„Ed io anche son pittore“ („Auch ich bin ein Maler“) schrieb einst der Architektur Étienne-Louis Boullée und unterstreicht damit eine Tatsache, der wir uns selten bewusst werden: Architektur ist immer zugleich Bau und Bild. Bevor Architektur gebaut wird, existiert sie als Bild. Architekten sind weniger Baumeister als Bildproduzenten. Sie machen Skizzen, technische Zeichnungen, perspektivische Ansichten, fotografische bzw. kinematografische Aufnahmen, computergenerierte Animationen. Sie verwenden bildgenerierende Werkzeuge wie Bleistift, Kamera oder rechnerbasierte Visualisationsprogramme. Gleichzeitig verwandeln sich architektonische Objekte wieder in Bilder, sobald sie in historische und theoretische Diskurse verwandelt werden. Architektonische Praxis ist ein Gefüge von Bildprozessen.
Seit der Ausrufung des ‚visual turns‘ diskutieren die sogenannten ‚Bildwissenschaften‘ Fragen über den Umgang und Gebrauch von Bildern, über unterschiedlichen Bildmedien und den Bedingungen visueller Wahrnehmung. Anstatt Bild auf ihre Abbildfunktion zu reduzieren, gilt es zu fragen, was Bilder tun und welche Handlungsmacht sie besitzen. Am Beispiel von Ludwig Mies van der Rohe Bildproduktion werden ich zeigen, dass architektonische Bilder sich von anderen Bildgattungen unterscheiden und sie gerade deshalb mithelfen, einen verengten Bildbegriff aufzubrechen.
Zu Lutz Robbers:
Studium der Theorie und Geschichte der Architektur an den Universitäten Yale und Princeton. Langjährige Lehr- und Forschungstätigkeit u.a. an der RWTH Aachen, der Bauhaus-Universität Weimar, Cities Programme der London School of Economics und im New York-Paris Programm der Columbia University. Research Fellow am Internationalen Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie (IKKM) Weimar und Mitglied der Forschungsgruppe „Werkzeuge des Entwerfens“. Redakteur und Mitherausgeber der Zeitschrift Candide – Journal for Architectural Knowledge.
Forschungsschwerpunkte: Architekturtheorie, Architektur und Medien, Kulturtechniken der Architektur.
Eintritt frei
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