Mi 15.10. – So 19.10.
Als Bernardo M. Kuczer am 22. Juni 2023 in Freiburg starb, starb ein großer Unbekannter. Kuczer, der 1955 in Buenos Aires geboren wurde, blieb zeit seines Lebens ein Geheimtipp. Als Student der Freiburger Musikhochschule wurde er 1984 zu den Darmstädter Ferienkursen eingeladen und für seinen Tonband-Zyklus Civilización o Barbarie mit dem Kranichsteiner Musikpreis ausgezeichnet. Dann, fünfzehn Jahre später zieht er sich radikal und überraschend aus der Öffentlichkeit zurück. Was in dieser Zeit mittels selbst geschriebener Computerprogramme an Kompositionen und Bildern entstanden ist, welche Texte und Notizen er hinterlassen hat, blieb verborgen.
Das Festival The Loudest Sky gibt erstmals einen Einblick in dieses Lebenswerk, das keine künstlerischen Grenzen kennt. Fünf Tage lang sind seine Musikstücke zu hören und seine digitalen Bilder zu sehen. Kompositionen von Iannis Xenakis, Luigi Nono, Karlheinz Stockhausen sowie Giacinto Scelsi und seines Freiburger Lehrers Brian Ferneyhough geben einen Einblick in den Kontext, in dem Kuczers Arbeiten entstanden sind.
Viele von Kuczers Kompositionen gelten als unspielbar. In Kuczers Arbeiten zersplittert die Wirklichkeit in Fragmente und Wiederholungen. 2020 schrieb er über seine digitalen Bilder: „Es handelt sich um räumliche ‚Szenen‘, virtuelle Spaziergänge durch einen Raum, eine Stadt oder durch Bibliotheken, Zeitungsarchive, Observatorien, Dschungel. Die verworrene Stadt. Die verworrene Sicht. Die Entfernung. Der gefundene Raum.“ In der Zurückgezogenheit schuf er Werke, die den Lärm der Zeit in sich trugen. Kuczer war Pionier der Computerkunst und der elektronischen Musik, er scheute sich weder vor Noise noch vor Psychologie und Physik.
Aufgeführt werden beim Festival „The Loudest Sky“ Kuczers gleichnamiges Stück, aber auch „Civilización o Barbarie“ sowie Jahrhundertklänge von Xenakis, Nono, Stockhausen, Scelsi und Ferneyhough. Vorträge und Gesprächsrunden mit Weggefährten Kuczers führen in die Werke ein.
Die Ausstellung LichtRauschen. Kuczers audiovisuelle Topografie ist vom 16. bis 18. Oktober 2025, jeweils von 16:00 bis 18:00 Uhr geöffnet.
Programm
LichtRauschen. Kuczers audiovisuelle Topografie
Vernissage und Konzert
Mi 15.10. | 19:00 Uhr | Saal
Begrüßung: Bernhard Wulff
Bernhard Wulff spricht über die Musik Bernardo M. Kuczers „Reale Utopien“
Einführung in die Ausstellung: Margarita Jonietz
Stücke:
Bernardo M. Kuczer: „even ... the loudest sky“(1981) für Saxophon-Quartett (Pierre-Stéphane Meugé, Jean-Michel Goury, Serge Bertocchi, Marcus Weiss, Saxophon)
Bernardo M. Kuczer: „A-gent‘s Arguum... (ergo est!)“ (1982) (Barbara Maurer, Viola)
Bernardo M. Kuczer: „Sendas negras“ (2012) Mit Freiburger Schlagzeugensemble (David Auli Morales, Filipe Calixto, Leon Neudert, Javier Verduras, Henry Heizmann, Johanna Toivanen, Timothée de la Morinerie, Gian Marco Medda, Nanae Kubo, Eduardo Marín, Jieru Ma, Xianggu Xiao)
Bernardo M. Kuczer: „Dualidades“ (1981) (Marianne Schröder, Klavier)
Bernardo M. Kuczer: „towards a New Brutality, Study No 4“ (1983) Schlagzeug, Stimme, Elektronik (Gabriele Kniesel: Stimme, Nanae Kubo, Christian Dierstein: Schlagzeug)
Jahrhundertklang: Iannis Xenakis (1922 - 2001): Rebonds für Schlagzeug (1987-1989), Freiburger Ensembleversion
Elektronische Musik & Remix
Do 16.10. | 19:00 Uhr | Saal
Vortrag: Prof. Orm Finnendahl – Geschichte der Elektronischen Musik mit Klangbeispielen
Ephraim Wegner (*1980): „Sonic Fields - für Bernardo M. Kuzcer“ (Live Elektronisch | Uraufführung)
Bernardo M. Kuczer: aus dem Zyklus „Civilización o Barbarie“ (1984)
„Contre-rime“, „Peripéteia II“, „Peripéteia III“
Jahrhundertklang: Luigi Nono
Fr 17.10. | 19:00 Uhr | Saal
Vortrag: Prof. Wolfgang Motz über Luigi Nono und La fabbrica illuminata
Luigi Nono (1924 - 1990): La fabbrica illuminata (1964) für Sopran und Elektronik (Viktoria Vitrenko, Sopran)
Bernardo M. Kuczer: aus dem Zyklus „Civilización o Barbarie“, (1984)
„Ejercicio de aire“, „Hirn’l"
Jahrhundertklang: Karlheinz Stockhausen
Sa 18.10. | 19:00 Uhr | Saal
Vortrag: Prof. Andreas Boettger über Stockhausen und KONTAKTE
Karlheinz Stockhausen (1928 - 2007) „KONTAKTE“ (1958/60) für elektronische Klänge, Klavier und Schlaginstrumente (Henry Heizmann, Schlagzeug,
Chaehwan Lim, Klavier, Johannes Müller, Elektronik)
Bernardo M. Kuczer: aus dem Zyklus „Civilización o Barbarie“, (elektronische Klänge)
„Escenas-Miro“, „hole the black“
Finissage, Musik & Talk
So 19.10. | 11:00 Uhr | Saal
Bernardo M. Kuczer: formas y fluidos II–VII (1985) (Valeria Milosavljevic, Klavier)
„Civilización o Barbarie?“ - Talk-Runde mit Weggefährten
Gäste: Marianne Schröder, Gabriele Kniesel, Hans Ola Ericsson,
Wolfgang Rüdiger, Christian Dierstein, Moderation: Bernhard Wulff
Jahrhundertklang: Giacinto Scelsi (1905 - 1988) „Un Adieu“ (1978)
Marianne Schröder, Klavier und Vortrag über Scelsi/ Kuczer – „Einsamkeit und Spätentdeckte“
4. Jahhrunderthklang: Brian Ferneyhougi (*1943) „Bone Alphabet“ (1991 - 1992)
(Håkon Stene, Solo Schlagzeug)
Eintritt zu allen Veranstaltungen kostenfrei
Veranstaltet von
MEHRKLANG- Gesellschaft für Neue Musik Freiburg e.V.
Web: mehrklang-freiburg.de
Mehr Infos zum Festival unter the-loudest-sky.de