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Doppelausstellung: Im Zeitalter der Selbstoptimierung

Héloïse Delègue: Spooning Sucks | Hanako Geierhos: Spirit Bodies

Vernissage
Fr 24.05. | 19:00 Uhr

Ausstellungsdauer: Sa 25.5. – So 30.6.2019
Kuratiert von Heidi Brunnschweiler

Héloïse Delègue, Spooning Sucks | Galerie 1

In ihrer ortsspezifischen Installation Spooning Sucks schafft Héloïse Delègue eine poetische Intervention aus Text, Malerei und Video. Darin entsteht ein fiktiver Dialog zwischen zwei Protagonisten, die sich in einem imaginären Raum unter einem Fuß mit Warze und einem Teppich zu entwickeln scheinen.

Héloïse Delègue stützt ihre Arbeit auf eine vielseitige Textforschung, die einen kontinuierlichen Prozess des Schreibens und Zeichnens stimuliert, aus dem sie Skizzen, Texte und Ideen für Formen ableitet. Für Spooning Sucks erforscht die Künstlerin historische Texte, Gedichte, Filmfragmente, Songtexte, die auf humorvolle Weise Bedeutungsabweichungen und Übersetzungen auslösen. Delègue benutzt die Warze als eine Form des „Abjekten“, um über den Makel als Bedrohung der Identität im Zeitalter der Perfektion nachzudenken. Das „Abjekte“ ist für sie Ausgangspunkt, um textbasierte Bilder zu schaffen, in denen sie negative Räume, Grenzen, Muster, Körper, Objekte und Gedanken zur Fragilität ihrer Beziehung verwebt.

Eine abstrakte Körper-Silhouette bildet das räumliche Zentrum ihrer Arbeit. Die Installation versteht die Künstlerin als Fries aus verschiedenen Körpern, das Zeichen und Bedeutung räumlich abbildet. Die Künstlerin konstruiert die Haut dieses künstlichen Körpers als Relief aus Zeichnungen, Texten und Stoffen. Die collagierte Haut fungiert als diskursive Inschrift, die den Körper formt und diszipliniert. Gleichzeitig schafft diese Haut eine Realität, die dem Zugriff der Zurichtung widersteht. Videos öffnen die Oberfläche wie künstliche Fenster auf andere Bereiche.

Ihre Arbeit befasst sich mit dem Narzissmus in Zeiten des hyperindividuellen Neoliberalismus.

Héloise Delègue, *1985, französische Künstlerin, lebt und arbeitet in London.

EN

Héloïse Delègue, Spooning Sucks | Gallery 1

curated by Heidi Brunnschweiler

Exhibition: Sat, 25th May – Sun, 30th June 2019

In her site-specific installation Spooning Sucks Héloïse Delègue proposes a poetic intervention that incorporates text, painting and video. The narrative emerges from a fictional dialogue between two protagonists who seem to evolve in an imaginary space that is located simultaneously underneath a foot with a wart and a softly carpeted room.

Héloïse Delègue bases her work on a versatile text research that stimulates a continuous process of writing and drawing from which she derives sketches, texts and ideas for forms.
For Spooning Sucks the artist explores historical texts, poems, fragments of film, lyrics songs that trigger slippages of meaning and translation in a humorous way. Delègue uses the wart as a form of „abjection“ to reflect on the stigma as a threat to identity in our age of perfection. The “abject” is a departure point for creating narrative-based images interweaving negative spaces, borders, patterns, bodies and objects and reflection on the fragility of relationships between them.

An abstract silhouette of a body forms the centre of her work as a spatial element. Delègue understands the installation as a frieze of different bodies that spatially maps signs and meaning. The artist constructs the skin of this artificial body in relief from drawings, texts and fabrics. The collaged skin functions as a discursive inscription that shapes and disciplines the body. At the same time, this skin creates a reality that resists access of the discursive power on the body. Videos open the surface like artificial windows onto other realms.

Her work reflects the rise of narcissism in times of hyper-individual neoliberalism.

Héloise Delègue, *1985, French artist, lives and works in London.

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Hanako Geierhos, Spirit Bodies | Galerie 2

Hanako Geierhos schafft mit ihren partizipativen Skulpturen Räume. Sie will im und mit dem Raum Kommunikation auslösen und die Grenzen des sozialen Miteinanders ausloten. Sie beschäftigt sich mit der Frage, welche Räume und Orte unsere Gesellschaft braucht, um sich über ihre Verfassung, ihre Anliegen, Probleme und die zukünftige Gestaltung des Gemeinwesens auszutauschen.

Der Soziologe Andreas Reckwitz hat unsere Zeit der Spätmoderne als «Gesellschaft der Singularitäten» bezeichnet. Sie fokussiert auf dem Individuum und seiner Selbstoptimierung, die die Leistungsgesellschaft der liberalen Wirtschaftsordnung verlangt. Dabei gerät die Pflege und Organisation des Gemeinwesens immer mehr aus den Augen. Ohne Solidarität und gemeinsame Werte befürchtet er ein Auseinanderdriften von Gesellschaftsteilen. Die Herausforderung unserer Zeit besteht für ihn deshalb darin, gemeinschaftlich geteilte Werte wieder aufzubauen.
Orte der Kommunikation und der Interaktion der Mitglieder einer Gesellschaft zu schaffen, sind für ihn deshalb im Zeitalter des Singulären essenziell. Es geht darum, wieder allgemeine Werte und Normen in strittiger Weise zu verfassen und auszuhandeln. Ein politisches ‚doing universality’ als Gegengewicht zum allgegenwärtigen ‚doing singularity’ ist gefragt.

Hanako Geierhos gestaltet zunächst flüchtige Handlungs- und Begegnungsräume im öffentlichen Raum mit skulpturalen Elementen. Im Ausstellungsraum werden sie später neu arrangiert und mit Dokumenten aus dem früheren Kontext wie Plakate, Videos oder Bücher kombiniert. Sie versammeln die vergangene Zeit. Die Versuchsanordnungen verändern sich im Laufe der Zeit und verschieben unsere Wahrnehmung. Als minimale Skulpturen sind Geierhos Interventionen von ästhetischer Qualität und streben nach Klarheit und Logik. Gleichzeitig sind sie funktional und können z.B. als Sitzmöbel benutzt werden. Ihre haptische Qualität lädt zur Interaktion ein. Wie Lygia Clarks Objecto Sensoriales versteht Geierhos ihre Versuchsanordnungen als lebendige Organismen, die ihre Gestalt und Bedeutung durch die Interaktion mit den Benutzenden bzw. Betrachtenden erhalten.

In Freiburg widmet Hanako Geierhos ihre Installation dem japanischen Raumkonzept „Ma“. „Ma“ meint keine geschlossene dreidimensionale Einheit, sondern ein Bewusstsein für einen Ort als Platz der zentralen Aktivität, so wie es Hans Scharoun beschrieben hat. „Ma“ nimmt Form an in der Vorstellung des Menschen, der Raum erfährt. „Ma“ ist für Geierhos ein Erfahrungsraum, ein „experiential place“.

Hanako Geierhos, *1974 Hamburg, lebt und arbeitet in Berlin.

EN

Hanako Geierhos, Spirit Bodies

curated by Heidi Brunnschweiler

Exhibition: Sat, 25th May – Sun, 30th June 2019

With her participative sculptures Hanako Geierhos creates spaces. In and with these spaces she wants to initiate communication and explore the limits of social interaction. She deals with the question of which spaces and places our society needs in order to enhance people to exchange their concerns, problems and the future shaping of community.

The sociologist Andreas Reckwitz has described our time of late modernism as a „society of singularities“. It focuses on the individual and his self-optimization, which the achievement-oriented society of the liberal economic order demands. In this process, the care for the community and its organisation gets increasingly out of view. Without solidarity and common values, he fears that parts of society will drift apart. The challenge of our time is the rebuilding of shared values through negotiation and debates. Creating places of communication and interaction between the members of a society is essential in the age the individual. A political ‚doing universality‘ as a counterweight to the omnipresent ‚doing singularity‘ is in demand.

Hanako Geierhos initially designs transitory spaces for action and encounter in public spaces with sculptural elements. In the exhibition the artists rearranges these elements and combines them with documents from earlier contexts such as posters, videos or books. These situations assemble past times. The experimental arrangements change in the course of time and shift our perception.

As minimal sculptures, Geierhos’ interventions are of aesthetic quality and strive for clarity and logic. At the same time they are functional and can be used for exemple as seating furniture. Their haptic quality invites interaction. Like Lygia Clark’s Objecto Sensoriales, Geierhos understands her arrangements as living organisms that gain their shape and meaning through the interaction with the user or observer.
In Freiburg Hanako Geierhos dedicates her installation to the Japanese spatial concept of „Ma“. „Ma“ does not mean a closed three-dimensional unit, but an awareness of a place as a place of central activity, as Hans Scharoun described it. „Ma“ takes shape in the imagination of the human being who experiences the space. For Geierhos, „Ma“ is a space of experience, an „experiential place“.

Hanako Geierhos, *1974 Hamburg, lives and works in Berlin.

Veranstaltungen:

Vernissage: Fr 24. Mai | 19:00 Uhr
19:30 Uhr | Foyer

ma_CONVERSATIONS | Sa 25. Mai | Mo 27. Mai | Mi 29. Mai 2019
Jeweils 19:00 Uhr | mit Hanako Geierhos | Galerie 2

Sa. 25 Mai 2019: ma_CONVERSATIONS#01 | bridging entities, lecture performance

Mo. 27. Mai 2019: ma_CONVERSATIONS#02 | transcultural space, language and spirituality

Mi. 29. Mai 2019: ma_CONVERSATIONS#03 | inner and outer spaces of perception

Late Night Reading: Sa 29. Juni | 21 Uhr
Mit Héloïse Delègue u.a. | Galerie 1

Führungen: So 2. Juni | So 30. Juni | Treffpunkt 16 Uhr | Galerie 1

Eintritt frei
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Öffnungszeiten Galerie 1 & 2
Do-Fr 17-20 Uhr | Sa 14-20 Uhr | So 14-18 Uhr

Eintritt FREI
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