• Konzert
  • Saal

Jazzfestival | Ron Carter Foursight Quartet

Stockholm Vol. 1

Behutsam vibrieren die Saiten. Punktgenauer Ton, bedingungslos klar. Und leise. Die längsten Finger des Jazz tanzen scheinbar schwerelos auf dem Holzsteg entlang – sehnig, filigran und elegant. So wie Ron Carter klingt kein anderer. Sein Kontrabass fabriziert häufig einen knackigen Groove wie ein E-Bass, und doch ist es immer klar definierbar der Sound eines klassischen Instruments. Dann schwillt das Geräusch unter den Skorpion ähnlichen Händen unwiderstehlich an. Payton Crossley streichelt dazu dezent die Becken, und Jimmy Green, der „Neue“ am Tenorsaxofon, sowie Pianistin Renee Rosnes schieben den Chorus auf die fein gehäkelte Rhythmusdecke.

„Bei uns weiß niemand, was wann genau passiert“, preist Carter das Alleinstellungsmerkmal des Foursight Quartets. „Gerade deshalb ist jedes Konzert eine echte Herausforderung. Wir spielen fast immer am Anfang 35 bis 40 Minuten am Stück. Keine Pausen, nur leichte Veränderungen, die den Beginn eines neuen Songs erkennen lassen. Wären wir eine klassische Formation, dann würde man das als Sinfonie mit fünf Sätzen bezeichnen. So etwas funktioniert nur mit dieser Band!“
Im vorliegenden Fall heißen die Sätze „Cominando“, eine knisternde Hardbop-Struktur, die den Geist der 1960er-Jahre innerhalb weniger Takte ins 21. Jahrhundert transportiert, „Joshua“, seine Reminiszenz an den alten Freund und Partner Miles Davis, dem er viele Jahre als Weichensteller in dessen Quintett zur Verfügung stand und mit subtilen Einschüben das Hochfliegende der anderen Solisten erdete und ordnete, das träumerische „Little Waltz“, das heitere „Seguaro“ sowie eine kurze Reprise von „Cominando“.

Alle Kraft schlummert direkt unter der dünnen Oberfläche. Es knistert unaufhörlich, ohne jemals richtig zu explodieren. Je länger sich „Stockholm Vol. 1“ im Player dreht, umso eindringlicher verströmt die CD das zeitlose Aroma des Cannonball Adderley-Liveklassikers „In New York“ oder von Stanley Turrentines legendärem „Up At Mintons“-Albums – allerdings mit wesentlich besserer Akustik. Keine Nostalgie, sondern die Renaissance des guten, des edlen, des feinen Geschmacks. Weil ein Bassist die Geschicke lenkt. „Viele meiner Kolleginnen und Kollegen konzentrieren sich immer noch auf ihre Soli. Ich konzentriere mich auf die Musik und auf diesen ganz speziellen Moment. Wenn ich ihn erreicht habe, dann freue ich mich jedes Mal wieder!“ Der Zenit als Dauerzustand.

Eintritt: VVK: 37 € / 40 €

Zusätzliches Kartenkontingent

Mit

Ron Carter | Bass
Donald Vega | Piano
Jimmy Greene | Tenor-Saxophone
Payton Crossley | Drums